Seniorenbeauftragte des dbb brandenburg im Gespräch mit dem Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus
Die unerschöpflichen Themen: Pflege und Pflegenotstand standen im Mittelpunkt der fast zweistündigen Gesprächsrunde, zu der der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus die Seniorenbeauftragte des dbb brandenburg und eine kleine Seniorengruppe in die Räume des Bundesgesundheitsministeriums am 10. Dezember 2019 nach Berlin eingeladen hatte.
Themenrelevant sind die bundesweite Bevölkerungsentwicklung in Form der Umkehrung der Alterspyramide bei anhaltendem Geburtenrückgang, die Abwanderungsbewegungen junger Menschen aus den ländlichen Regionen, die steigende Lebenserwartung und die vermehrte Inanspruchnahme eines früheren Renteneintritts der Menschen.
Der Pflegenotstand ist nicht mehr zu leugnen. Woran liegt dieser Zustand und wie kann ihm wirksam begegnet werden? Diese Fragen waren Gegenstand des Gespräches mit Herrn Staatssekretär Westerfellhaus.
Unstreitig müssten die Pflegeberufe attraktiver gemacht werden. Junge Menschen müssten interessiert und motiviert werden, sich bei der Berufswahl für einen Pflegeberuf zu entscheiden. Dafür ist es notwendig, ihnen die Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten im Bereich der Pflege aufzuzeigen, ihnen eine hochqualifizierte Ausbildung anzubieten und ihnen für die Berufsausübung neben zumutbaren Arbeitsbedingungen eine attraktive Entlohnung in Aussicht zu stellen. Wenn diese Rahmenbedingungen stimmen und die Verdichtungsprozesse, die zugenommen haben, abgebaut werden, ist eine Regulierung des Pflegenotstandes möglich.
Versuchsweise wurden verschiedene Arbeitsstundenmodelle für im Beruf tätige Pflegekräfte entwickelt, die deren Arbeitsbedingungen verbessern sollen: Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, und dies auch zur Verbesserung der Qualität der Pflege. Dieses Projekt befindet sich noch in der Pilotierungsphase.
Die aktuelle Lage in Deutschland ist geprägt dadurch, dass nicht im Mindesten genügend ausgebildete Pflegekräfte zur Verfügung stehen und die geplanten Maßnahmen nicht sofort greifen können.
Aus diesem Grund wurde eine Zentralstelle eingerichtet, bei der sich Pflegekräfte aus dem Ausland um eine Anstellung in Deutschland bewerben können. So besteht zum Beispiel auf den Philippinen eine hohe Arbeitslosigkeit unter den gut ausgebildeten Pflegekräften, die gern nach Deutschland kommen würden, um hier in der Pflege zu arbeiten. Das Problem sind aber mangelnde Sprachkenntnisse und die unverhältnismäßig lange Dauer der Erteilung eines Visums. Diese Hemmnisse bestehen auch bei der Anwerbung von Pflegekräften aus Mexiko.
Der Einsatz von Pflegerobotern im Zuge der Digitalisierung dient nach Ansicht des Bundespflegebeauftragten allenfalls zur Ablenkung der zu Pflegenden, stellt aber keine echte Ersatzlösung zur Behebung des Pflegenotstandes dar.
Im Fokus muss immer die Selbstbestimmung der zu Pflegenden stehen, auch etwa die altersangemessene Nutzung eigener Räumlichkeiten.